Etappe 19 nach Langenargen

1963 überquerte ich als Kind den Bodensee auf eigenen Füssen.
Dank Seegfrörni im März liess Langenargen Arbon eisig grüssen.

27. Juli, 09.00 Uhr: An der Seepromenade von Friedrichshafen sitze ich mit Rosmarie beim Morgenessen. Wir beobachten fasziniert Seedohlen, die im grossen Schwarm haarscharf übers Wasser sausen und sich ständig neu formieren. Ich schaue auch weit hinüber ans andere Ufer nach Romanshorn, nach Arbon, nach Goldach und Rorschach. Der Fünfländerblick, die Eggersrieter Höchi und der Kronberg sind einigermassen sichtbar. Der Alpstein mit dem Säntis ist von Wolken verdeckt. Leider keine tolle Sicht aus Süddeutschland in die Schweiz. Nach dem Kaffee spazieren wir zuerst nah am Wasser, es riecht deutlich nach See, zur Schlosskirche von Friedrichshafen. Orgelstimmer sind darin an der Arbeit, sie wird noch bis in den Oktober hinein dauern, erklärt uns eine Auskunftsperson. Dann wird die Orgel wieder in vollen Tönen erklingen. Im Mittelalter standen an dieser Stelle zwei Kirchen. Schon um 980 hatten die Grafen von Buchhorn eine Kapelle bauen lassen, 100 Jahre später soll die berühmte Gräfin Bertha ein Frauenkloster gestiftet haben zu Ehren des Pantaleon. 1090 ging das Kloster in den Besitz der mächtigen Welfen über und wurde ab 1101 Eigentum ihres Hausklosters Weingarten. Das Klosterdorf hiess Hofen. Im Dreissigjährigen Krieg (1618 bis 1648) gingen beide Kirchen in Flammen auf (1634). Doch von 1695 bis 1701 konnte die Klosterkirche neu aufgebaut werden. Die Äbte von Weingarten und Pfullendorf standen hinter dem Projekt. Nach der Säkularisation von 1802 kam das Priorat 1805 an das Königreich Württemberg. König Friedrich erklärte das leerstehende Kloster zum Schloss, unter König Wilhelm I. erfolgte der Umbau zur Sommerresidenz. Die ehemalige Kloster- und jetzige Schlosskirche diente seit 1812 der evangelischen Gemeinde als Gotteshaus. (Aus der ehemaligen Reichsstadt Buchhorn und Hofen wurde 1811 Friedrichshafen.) Nach dem Zweiten Weltkrieg, nach einigen kleinen und vor allem nach dem grossen, verheerenden Luftangriff der Alliierten am 28. April 1944 auf vier grosse militärische Rüstungsbetriebe und die Stadt Friedrichshafen, musste notgedrungen einiges renoviert und neu aufgebaut werden, auch in der Schlosskirche. So stifteten die evangelischen Kirchgemeinden des Kantons Sankt Gallen Schieferplatten für ein neues Dach. Seit 1951 dient die Schlosskirche wieder dem Gottesdienst. In meiner Jugendzeit hörte ich hie und da meinen Arboner Grossvater von Fliegerangriffen auf Friedrichshafen erzählen, er konnte Rauchwolken in 14 km Entfernung mit eigenen Augen sehen. Heute ist ein Flug mit dem Zeppelin in, täglich kreisen einige Flugstarrschiffe über dem See. Friedrichshafen ist mit rund 62‘000 Bewohner:innen die zweitgrösste Stadt am See.

Susanne, meine Schwester, kommt mit der Fähre über den See zu uns. Zu dritt wandern wir ab 11 Uhr dem Bodensee entlang nach Langenargen. Die Strecke beträgt 13 km. Sie führt mitten durch das Eriskircher Ried, ein bekanntes und grösseres Naturschutzgebiet. Teilweise teilen Wander:innen und Radfahrer:innen den gleichen Weg und die gleichen informativen Schautafeln zum Leben am und im See. Selber schaffen wir es aber nicht, ein kurzes Bad im Wasser zu nehmen. Zu tief ist zur Zeit der Wasserstand, zu braun und ungemütlich kommt uns der See entgegen. Dafür blicken wir immer wieder über den See an das Thurgauer und Sankt Galler Ufer. Leider erkennen wir ohne Feldstecher keine Details. Welcher Hügelzug heisst wie? Wo genau liegen Arbon, Arboner Bucht und Steinach? Dabei haben wir doch im April von der „anderen Seite“, vom Deutschen Ufer, geschwärmt und uns auf die Wegstücke dort drüben gefreut. Jetzt sind wir hier – und erkennen die Schweizer Seite fast nicht … In Langenargen essen wir Eis / Glacés in einem Gartenrestaurant. Ich frage den Kellner, ob er Arbon kenne. Natürlich, erwidert er strahlend, erst gestern sei er dort mit dem Fahrrad vorbei geradelt. „Wo genau also ist Arbon?“, frage ich ungeduldig. Seine Antwort: „Irgendwo dort hinten“, und er wirft seinen linken Arm in eine unbestimmte Richtung südwärts. Alles klar! In der Schweiz kennen wir an schönen Aussichtspunkten Panoramatafeln, die präzise Auskunft geben über Bergspitzen und Ortsangaben. Hier in Süddeutschland habe ich am Bodensee bisher nichts dergleichen entdeckt. Keinen Fünfländerblick, keinen Arbonblick, keinen Säntisblick – ok, den dürfte wohl jede:r kennen. Dafür steht hier Schloss Monfort, ein Museum, direkt am See, Langenargen gehörte von 1290 bis 1805 zur Grafschaft Monfort, heute ist es bekannt als Ferienort. Im Oktober werden wir vom Säntis herab auf den Bodensee schauen und in weiter, weiter Ferne tief unten und präzise dort hinten (!) Friedrichshafen und Langenargen ausmachen.

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Etappe 18 mit einem Schritt zurück nach Meersburg

Fürstbischof Hugo von Hohenlandenberg
zog aus Konzstanz in die alte Meersburg.

26. Juli, 12.08 Uhr: Zurück in Friedrichshafen sind wir nach einer der Hitze geschuldeten Auszeit von zwei Tagen. Mit der Auto-, Velo- und Personenfähre überquerten wir heute Vormittag den Bodensee in einer Breite von 13 km, neben und über uns noch viele dunkle Wolken. Und fahren mit dem Bus gleich 20 km zurück (!) nach Meersburg. Auf der Etappe 17 liessen wir Meersburg rechts liegen. Aber ein Besuch ist lohnenswert. Und die Sonne heitert die Stimmung zusätzlich auf.

Meersburg sollte man eigentlich vom See her, von Süden, näherkommen. Heute stört uns die „falsche“ Anfahrtsrichtung keineswegs. Wir kennen ja den Blick nordwärts von Konstanz über den Überlingersee auf die alte Burg und das neue Schloss am Schwäbischen Meer. Die einzigartige Silhouette verdankt die Stadt den Konstanzer Fürstbischöfen. Es begann mit Hugo von Hohenlandenberg. (Über ihn folgt ein separater Essay.) Nach der Reformation in Konstanz im Jahr 1526 verlegte er seine Residenz vom protestantisch gewordenen Konstanz über den See in die Mauern der alten Meersburg. Gemäss einer Überlieferung von 1548 (!) soll die Burg bereits 628 durch den Merowingerkönig Dagobert I. gegründet worden sein. Die Merowinger waren Vorläufer der Franken und Karolinger (751 bis 911) in der Region am Bodensee. Diese werden im 8. Jahrhundert historisch fassbar. Jedenfalls umfasst die Geschichte der Meersburg eine lange Zeit. Bischöfe, Könige und Kaiser haben an ihr gebaut. Sie ist belagert, doch nie eingenommen, nie zerstört worden. Im 19. Jahrhundert lebte die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff in ihr. Heute gilt sie als älteste bewohnte Burg Deutschlands.

Wir besuchen mit einer Führung jedoch das Neue Schloss, die bischöfliche Barockresidenz. Hugo von Hohenlandberg und einige seiner Nachfolger im Amt bewohnten noch die Alte Burg. Erst 1710 begann Fürstbischof Johann Franz Schenk von Stauffenberg östlich des Alten Schlosses mit dem Bau des Neuen Schlosses Meersburg. In der Barockzeit stieg das fürstliche Repräsentationsbedürfnis. So wurde der Bau erweitert und erweitert und verschönert.

Eine Bemerkung zum Fürstbischof und den zwei Begriffen: Das grossflächige Bistum Konstanz zählte im 18. Jahrhundert rund 900‘000 Mitglieder, geleitet vom Bischof – während der Fürst über ein Hochstift verfügte mit rund 15‘000 Menschen. Meersburg war ab 1526 Teil des Hochstifts, auch Bischofszell im Thurgau. Der Fürst war zudem als Senator am Kaiserhof von Wien stimmberechtigt. Im Fürstbischof kumulierten sich kirchliche und politische Macht. Mit der Säkularisation ab 1802 war das Politische weg, auch das grosse Bistum Konstanz wurde aufgelöst und dessen Territorien anderen Bistümern unterstellt.

Vor 1802 erfolgten noch weitere Bauten und Umbauten: der Einbau einer Schlosskirche (1741 – 1743), ein neues monumental-barockes Treppenhaus (1760) und die barocke Fassade. Erst jetzt, 50 Jahre nach Baubeginn, war das Schloss bezugsbereit! Dazu kamen noch Pferdeställe (Marstall) und ein Priesterseminar. Als Touristen können wir die barocke Treppe hochgehen sowie das einfache Schlafzimmer des Fürstbischofs, Audienzzimmer, die Wache mit Spielzimmer durchqueren und den Spiegelsaal, den Festsaal, bewundern. Zum Schluss werfen wir einen Blick in das Jagdzimmer, das Musikzimmer und in ein weitherum bekanntes Naturalienkabinett. Originalobjekte und Infotafeln liegen zur Ansicht aus. Trotzdem ist das 18. Jahrhundert weit weg. Ob es an den zahlreichen Tourist:innen liegt, die Meersburg durchschwärmen? Oder doch eher an machtbewussten Fürstbischöfen, die sich zu prachtvoll inszenierten?

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Etappe 17 nach Friedrichshafen

Wegstücke, gesehen aus dem Fenster,
vertreiben rasch Gewitter und Gespenster.

23. Juli, 9.47 Uhr: In Überlingen regnet es seit letzter Nacht bis in den Morgen hinein. Manchmal blitzt und donnert es. Der Tag verspricht für Leute, die zu Fuss unterwegs sind, nicht gerade das Schönste vom Himmel (für Wiesen, Gärten, Bäche, Felder und Wälder aber schon). Kein Vergleich passt zum Himmel von gestern in der Birnauer Rokokobasilika. Was unternehmen wir also? Ein Nachtlager am Samstag und Sonntag konnten wir zum Voraus nicht reservieren. Viel zu viele Tourist:innen machen im Juli am süddeutschen Ufer des Bodensee Urlaub und blockieren den Nur-zu-Fuss-Vorbeiziehenden die Betten. Der See mit seinem Umfeld gehört richtig zahlenden Sommergästen in beinahe unendlicher Zahl. Und aufs Gerate-wohl „will ich ganz klar nicht wandern / von einem Ort zum andern“ – und nachts im Wurfzelt auf einer Wiese campieren und Gespenstern begegnen. Nein und nochmals nein! Mit welcher Fortbewegung auch immer, nach der heutigen Etappe, so beschliessen wir entschlossen, fahren wir nach Bern zurück. Dort können wir retablieren, um ausnahmsweise einen militärischen Ausdruck zu verwenden. Der Fahrplan auf der SBB-App zeigt eine rasche Zug-Verbindung von Überlingen via Friedrichshafen und Romanshorn nach Bern an. Wir packen die Rucksäcke, gehen zügigen Schrittes zum nahen Bahnhof. Hier heisst es auf der Anzeigetafel: Ausfall. Der Bahnhof in Friedrichshafen Hafen kann nicht angefahren werden. Aber in wenigen Minuten gäbe es eine Verbindung via Radolfszell und Konstanz in den Thurgau. Ich kenne einen Teil der Strecke. Mit einem Dutzend weiterer Passagiere warten wir. Und warten. Und warten. Der Zug kommt nicht, einige sind genervt und leicht verzweifelt. Information gibt es nicht, nur der Zug wird aus der Anzeigetafel gestrichen… Es gäbe auch eine Busverbindung nach Friedrichshafen, fast alles dem schönen Bodensee entlang. Sollen wir sie benutzen und gleich (wieder) eine Etappe im ÖV abfahren, statt sie zu Fuss ablaufen? Da rauscht durch den eingleisigen Bahnhof ein Schnellzug, natürlich ohne Halt in der berühmten Stadt Überlingen. Achtung: die Anzeigetafel meldet nun in 15 Minuten einen Zug nach Radolfszell sowie in 20 Minuten einen nach Friedrichshafen. Werden die beiden tatsächlich vor dem Nikolaus-Tag am 6. Dezember eintreffen? (Nikolaus ist der Patron des Münsters hier). In der Zeitung lasen wir, dass der DB, der Deutschen Bahn, die Gäste davonlaufen (wahrscheinlich aber nicht zu Fuss…). Nicht erstaunlich. Den beiden normalerweise zu Fuss gehenden Menschen sind ihre Nerven davongelaufen. Ruhig atmen?! Gerade jetzt fährt „der Radolfzeller“ ein, mit 20 Minuten Verspätung – anschliessend wie weiter? Wir steigen mutig zum nahen Busbahnhof hoch, gleich soll der Bus nach Friedrichshafen kommen. Er kommt pünktlich. Die geplante Etappe 17 ist halbwegs gerettet, jedenfalls deren Streckenverlauf.

Den regnerischen Tag verbringen wir in der nächsten Stunde im Bus, der sich je nach Haltestelle füllt und leert. Rechts liegt der Bodensee. Rechts liegt die Birnauer Rokokokirche, ein schönes Bild für ein paar Sekunden. Heute rast auch „unser“ Automobil Lärm verursachend an der ehrwürdigen Anlage vorbei. Maria grüsst zum See, nicht zur Strasse… In Unteruhldingen könnten wir – wie die zahlreichen Familien – aus dem Bus aussteigen und uns über Pfahlbauten informieren. (Hier war ich als Schüler der 4. Klasse auf Schulreise, mit einem Zels-Motorboot aus Arbon, unvergessen. Ich will die Erinnerungen nicht stören.) Links und rechts liegen bei Hagnau Weinberge. Wie kommentieren wohl die Trauben den brummenden Verkehr? Im Bus folgt die Durchfahrt durch Meersburg, der Stadt wollen Rosmarie und ich nächste Woche einen Besuch abstatten und davon berichten. Erst nach dem Retablieren. Hinter Meersburg haben wir Zeit, die Strecke aus dem Fenster zu geniessen, wir sind im Schritttempo unterwegs. Ich sehe in den Thurgau hinüber, mein Herz freut sich. In Friedrichshafen Hafen regnet es noch immer oder schon wieder. Gut 25 Kilometer liegen hinter uns, umgerechnet ein Tagesmarsch.

Wir kommen wieder in die Gegend, um neben dem historisch bedeutenden Meersburg auch das modere Friedrichshafen genauer zu studieren. Zu Fuss, ist doch sonnenklar!

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Etappe 16 auf dem Prälatenweg zur Birnau

Keine Aussicht vor der Birnau.
Keine Einsicht in der Birnau.

22. Juli, 9.45 Uhr: Start und Ziel gehören eng zusammen. Obwohl der Abstand 7 Kilometer beträgt. Der sogenannte Prälatenweg verbindet beide Orte. Vom ehemaligen Zisterzienserkloster Salem geht es südwärts ans Ufer des Bodensees zur Wallfahrtskirche Birnau. Bald tauchen wir in schattenspendende Wälder ein, die geheimnisvoll sein sollen. Mit Vergnügen nehmen wir ein Waldluftbad, was auf Japanisch Shinrin-yoku heisst. Auch in Japan liegen bekanntlich viele Klöster abseits der Städte in dichten Wäldern, man muss sie zu Fuss aufsuchen, um ihre Energie zu spüren. Genau in der Mitte des Prälatenweges stossen wir (wieder) auf den Affenberg, nicht unbedingt ein spiritueller Ovoriegel. Im Biergarten trinken wir unter einem ausladenden Lindenbaum, natürlich, ein Bier (und einen Tee). Durstige Pilger:innen geniessen es. Und wir schauen in Mengen ankommenden Frauen, Männern und Kindern zu, die von der Attraktion der Region angezogen werden. Rosmarie schenkt mir nachträglich zum Geburtstag aus dem Shop einen kleinen niedlichen Affen, für meinen privaten Zoo zu Hause. Ich werde den Affenberg und dessen Tierpark mit den herumfliegenden Störchen daher nie vergessen.

Bedeutsamer ist aber der einheitlich ausgeschilderte Prälatenweg. Er diente den Zisterziensermönchen als kürzeste Verbindung zum ehemaligen Wirtschaftshof Maurach am Ufer des Sees und zum Hafen. Dort wurden Güter aus dem Kloster verladen und Güter fürs Kloster gelöscht. Weinberge stehen immer noch hier, der Sonne entgegen nach Süden ausgerichtet. Schloss Maurach gehört heute, wie Schloss Salem, dem Markgrafen von Baden. Auch die Teller im Restaurant, in das wir einkehren – es nennt sich Birnauer Oberhof – sind geschmückt mit dem Wappen des Markgrafen. Der Salat auf dem Salatteller stammt von der Gemüseinsel Reichenau. Genau um 12.00 Uhr stehen wir vor der Kirche – und Glockengeläute begrüsst uns! Hier müsste die Aussicht eigentlich sensationell sein, bis zum Säntis reicht sie, mindestens. Jetzt sehen wir in der Weite nur Dunst – keine Aussicht –, in der Nähe hingegen leuchtet der Bodensee. Seinetwegen sind wir hier und wegen des Ablasses, den die Wallfahrtskirche Birnau gewährt. Ihre sieben Altäre im Innern symbolisieren die sieben wichtigsten Kirchen in Rom. Statt eine unendlich lange und gefährliche Fusswallfahrt im Mittelalter nach Rom zu unternehmen, konnten bussbereite Menschen auch zur Birnau pilgern und vom Ablass profitieren, gegen Entgelt selbstverständlich. Erbaut wurde sie zwischen 1746 und 1750 im Auftrag des Klosters Salem. Baumeister war der berühmte Peter Thumb aus Bezau im Vorarlbergischen. Sie gilt als Barockjuwel mit Rokoko-Einfluss. Der Innenraum kann als ein einzigartiges Wimmelbuch betrachtet werden. Über die Birnau und deren himmlische Atmosphäre erzähle ich mehr in der Rubrik Orte. Nur so viel sei an dieser Stelle verraten: man sieht die Marienwallfahrtskirche von der Schweiz aus vom Fünfländerblick, vom Säntis und von weiteren Höhen her. Sie leuchtet als heller Punkt über dem Überlingersee mitten in der Birnauer Kirchhalde. Vom Seeufer aus ist sie ebenfalls streckenweise sichtbar, mitten im Bodensee sowieso. Was den Himmel vor und in der Kirche – ein wenig oder etwas mehr – stört, ist der ständig rauschende Verkehr auf der nördlich gelegenen Hauptstrasse an der Kirche vorbei. Während wir bloss ein paar Minuten auf den Bus zurück nach Überlingen zu unserem Hotel warten, können wir ununterbrochen in beide Strassenrichtungen brausende Personenwagen und Lastwagen beobachten. Auf dem Asphalt hört der ständige Lärm, verursacht durch Automobilisten:innen, nicht auf. Wir kamen vor kurzer Zeit von unserem Waldluftbad an den See und erlebten einen (bekannten) Kulturschock. Als Wandersfrau und –mann trafen wir hingegen auf keine Mitgeher:innen auf historischen Pfaden. Die Gegend am Bodensee wäre so schön, um sie spazierend und wandernd zu geniessen. Es hat sich scheinbar nicht herumgesprochen. Keine Einsicht, selbst bei Kirchenbesucher:innen, erzählt der Parkplatz nebenan leicht resigniert.

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