Etappe 18 mit einem Schritt zurück nach Meersburg

Fürstbischof Hugo von Hohenlandenberg
zog aus Konzstanz in die alte Meersburg.

26. Juli, 12.08 Uhr: Zurück in Friedrichshafen sind wir nach einer der Hitze geschuldeten Auszeit von zwei Tagen. Mit der Auto-, Velo- und Personenfähre überquerten wir heute Vormittag den Bodensee in einer Breite von 13 km, neben und über uns noch viele dunkle Wolken. Und fahren mit dem Bus gleich 20 km zurück (!) nach Meersburg. Auf der Etappe 17 liessen wir Meersburg rechts liegen. Aber ein Besuch ist lohnenswert. Und die Sonne heitert die Stimmung zusätzlich auf.

Meersburg sollte man eigentlich vom See her, von Süden, näherkommen. Heute stört uns die „falsche“ Anfahrtsrichtung keineswegs. Wir kennen ja den Blick nordwärts von Konstanz über den Überlingersee auf die alte Burg und das neue Schloss am Schwäbischen Meer. Die einzigartige Silhouette verdankt die Stadt den Konstanzer Fürstbischöfen. Es begann mit Hugo von Hohenlandenberg. (Über ihn folgt ein separater Essay.) Nach der Reformation in Konstanz im Jahr 1526 verlegte er seine Residenz vom protestantisch gewordenen Konstanz über den See in die Mauern der alten Meersburg. Gemäss einer Überlieferung von 1548 (!) soll die Burg bereits 628 durch den Merowingerkönig Dagobert I. gegründet worden sein. Die Merowinger waren Vorläufer der Franken und Karolinger (751 bis 911) in der Region am Bodensee. Diese werden im 8. Jahrhundert historisch fassbar. Jedenfalls umfasst die Geschichte der Meersburg eine lange Zeit. Bischöfe, Könige und Kaiser haben an ihr gebaut. Sie ist belagert, doch nie eingenommen, nie zerstört worden. Im 19. Jahrhundert lebte die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff in ihr. Heute gilt sie als älteste bewohnte Burg Deutschlands.

Wir besuchen mit einer Führung jedoch das Neue Schloss, die bischöfliche Barockresidenz. Hugo von Hohenlandberg und einige seiner Nachfolger im Amt bewohnten noch die Alte Burg. Erst 1710 begann Fürstbischof Johann Franz Schenk von Stauffenberg östlich des Alten Schlosses mit dem Bau des Neuen Schlosses Meersburg. In der Barockzeit stieg das fürstliche Repräsentationsbedürfnis. So wurde der Bau erweitert und erweitert und verschönert.

Eine Bemerkung zum Fürstbischof und den zwei Begriffen: Das grossflächige Bistum Konstanz zählte im 18. Jahrhundert rund 900‘000 Mitglieder, geleitet vom Bischof – während der Fürst über ein Hochstift verfügte mit rund 15‘000 Menschen. Meersburg war ab 1526 Teil des Hochstifts, auch Bischofszell im Thurgau. Der Fürst war zudem als Senator am Kaiserhof von Wien stimmberechtigt. Im Fürstbischof kumulierten sich kirchliche und politische Macht. Mit der Säkularisation ab 1802 war das Politische weg, auch das grosse Bistum Konstanz wurde aufgelöst und dessen Territorien anderen Bistümern unterstellt.

Vor 1802 erfolgten noch weitere Bauten und Umbauten: der Einbau einer Schlosskirche (1741 – 1743), ein neues monumental-barockes Treppenhaus (1760) und die barocke Fassade. Erst jetzt, 50 Jahre nach Baubeginn, war das Schloss bezugsbereit! Dazu kamen noch Pferdeställe (Marstall) und ein Priesterseminar. Als Touristen können wir die barocke Treppe hochgehen sowie das einfache Schlafzimmer des Fürstbischofs, Audienzzimmer, die Wache mit Spielzimmer durchqueren und den Spiegelsaal, den Festsaal, bewundern. Zum Schluss werfen wir einen Blick in das Jagdzimmer, das Musikzimmer und in ein weitherum bekanntes Naturalienkabinett. Originalobjekte und Infotafeln liegen zur Ansicht aus. Trotzdem ist das 18. Jahrhundert weit weg. Ob es an den zahlreichen Tourist:innen liegt, die Meersburg durchschwärmen? Oder doch eher an machtbewussten Fürstbischöfen, die sich zu prachtvoll inszenierten?

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